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Aktuelles Forschungsprojekt

Los Expulsados a Fernando Poo. Eine globale Mikrogeschichte kubanischer Emanzipationskämpfe, 1860-1900

Um die Wechselwirkungen zwischen radikalen emanzipatorischen Visionen und den kolonialen Herrschaftsstrukturen, auf denen die lateinamerikanischen Nationen gegründet wurden, neu zu beleuchten, untersucht das Forschungsprojekt eine wenig bekannte Route der kubanischen Diaspora: die Deportation aufständischer und kriminalisierter Afrodescendientes nach Fernando Poo zwischen 1860 und 1900.

Das Projekt wird die kubanischen Transmigrationen über den Atlantik, den Golf von Guinea und den Golf von Mexiko nachzeichnen, mit besonderem Augenmerk auf die kubanische Diaspora in der Stadt Veracruz, die im Untersuchungszeitraum ein zentrales Ziel der kubanischen Separatisten war.  Dabei sollen folgende Fragen erörtert werden: Wo überschnitten sich die Erfahrungen der verschiedenen kubanischen Exilgemeinschaften? Wo unterschieden sie sich? Wodurch fühlten sich die kubanischen Deportierten deplatziert? Wie prägten die interkolonialen Verschiebungen ihr Verständnis von Herrschaft und Emanzipation? Und welchen Beitrag leisten die Geschichten der kubanischen Deportation in die koloniale Enklave Zentralafrika zu unserem Verständnis der verflochtenen Kämpfe Kubas gegen Kolonialismus und Rassismus?

Zur Beantwortung dieser Fragen wird ein heterogenes Korpus von Quellen zusammengetragen und analysiert, das die Memoiren der Deportierten, die koloniale Bürokratie und die Debatten über koloniale Herrschaft und nationale Emanzipation in der spanischen, kubanischen und afrokubanischen Presse umfasst. Auf diese Weise soll eine globale Mikrogeschichte der kubanischen Emanzipation „quer durch den Süden“ entworfen werden, die darauf abzielt, lange marginalisierte Akteure und Schauplätze der nationalen Unabhängigkeit einzubeziehen und die globale Geschichte der politischen Transformation im Lateinamerika des 19. Jahrhunderts zu dezentrieren.