Prof. Dr. Hans-Jürgen Prien (1935 - 2022)
Hans-Jürgen Prien wurde 1935 in Hamburg geboren. Nach kaufmännisch-technischer Lehre und beruflicher Tätigkeit in Mittelamerika studierte er in Hamburg Geschichte, Amerikanistik und Evangelische Theologie und wurde 1967 zum Dr. theologiae promoviert.
Von 1969 bis 1973 wirkte Prien als Dozent für Kirchen- und Dogmengeschichte an der Kirchlichen Hochschule São Leopoldo in Brasilien. Darauf folgte eine Tätigkeit als Pfarrer in Hamburg. Nach Abschluss seiner Habilitation zur “Geschichte des Christentums in Lateinamerika” wurde er 1986 zum Professor für Kirchengeschichte an die Philipps-Universität in Marburg berufen. Hier entstand auch sein oft zitiertes Werk zu “Luthers Wirtschaftsethik”.
Von 1992 bis 2000 leitete Hans-Jürgen Prien die Iberische und Lateinamerikanische Abteilung des Historischen Instituts der Universität zu Köln. Er machte es sich zur Aufgabe, die Relevanz religiöser Leitideen in der geschichtlichen Entwicklung Lateinamerikas zu erfassen und kritisch zu hinterfragen. In Köln organisierte er hierzu mehrere internationale Kongresse, u.a. zur Befreiungstheologie.
Prien hat sich vor allem mit seinen Studien zum Christentum im spanisch- und portugiesischsprachigen Raum, die zu Standardwerken avancierten, international einen Namen gemacht. In den Bereichen der Missionswissenschaft, der Protestantismusforschung und der Kirchengeschichte Lateinamerikas hat er Grundlegendes geleistet und Brücken geschlagen. Kontakte zu Lateinamerika hielt Prien durch Gastprofessuren in Argentinien, Peru, Kuba, Nikaragua und Brasilien beständig aufrecht. In die Debatte zur kirchlichen Verantwortung im Rahmen der Eroberung Amerikas und der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung sowie zu aktuellen Missionsfragen hat sich Prien streitbar eingemischt, hat Vorträge gehalten und war in den Medien präsent
Auch nach Beendigung seiner Amtszeit blieb Hans-Jürgen Prien wissenschaftlich weiterhin produktiv, lehrte als Seniorprofessor in Greifswald und Rostock und war publizistisch aktiv.
Seinen Lebensmittelpunkt hatte er in den Raum Lübeck verlegt, wo er am 15. Januar dieses Jahres verstarb. Die Iberische und Lateinamerikanische Abteilung des Historischen Instituts wird ihn in bleibender Erinnerung behalten.